„Die Kraft der Welt arbeitet in Kreisen und alles bemüht sich, rund zu sein“ 

Black Elk

Der Kreis gilt uns seit Menschen­gedenken als Symbol der Vollkommenheit und Ganzheit. Die Welt, in der wir leben, ist nicht zufällig ein runder Planet. Vielen Schöpfungs­mythen in zahlreichen Kulturkreisen zufolge ist die Erde eine Schöpfung Gottes, des Vollkommenen. Wenn wir einen Blick auf unsere natürlichen Rahmen- und Lebensbedingungen auf unserem Planeten und darüber hinaus werfen, sehen wir überall Kreisgebilde und „runde“ Prinzipien.

Die Natur lehrt uns, dass der Kreis die Urform, das zentrale Prinzip allen Seins ist. 

Urzeitliche Steinkreisformationen lassen vermuten, dass die noch naturverbundenen Völker früherer Zeiten nicht nur um die Bedeutung und Kraft des Kreises wussten und sich diese zunutze machten, sondern dass sie auch um die Verbundenheit allen Lebens und der gesamten Schöpfung wussten. 

Aus dieser Verbundenheit allen Seins folgt ganz natürlich die Erkenntnis, dass das Leid des einen das Leid aller ist. In diesem Sinne stellen Verbrechen eine „Wunde in der Gemeinschaft“ dar, einen „Riss im Netz der Beziehungen“, wie es Howard Zehr ausdrückt.

Um diese Wunden zu heilen und das Netz der Beziehungen wieder zusammen­zuknüpfen, war es in früheren Zeiten die Kraft des Kreises, die der Konfliktlösung diente.

Es waren Germanen, die ihre Versammlungen an runden, sog. Thing-Plätzen abhielten. Von indigenen Völkern Neuseelands, Australiens, wie auch Kanadas, und den USA wie von Ureinwohnern Afrikas sind uns Friedens­zirkel und verschiedene Formen von Gemeinschafts­konferenzen zur Wieder­herstellung des sozialen Friedens überliefert.

Der Kreis ist also mehr als eine Form von vielen; es ist die Form, die das Prinzip des Lebens auf der Erde und der gesamten Schöpfung symbolisiert und deren Kräfte in sich trägt. Es ist eine Form, die in allen Lebensbereichen heilend wirken kann. So ist nicht verwunderlich, dass etwas sprichwörtlich „rundläuft“, wenn es gut läuft und in Ordnung ist.